Ein neues Drehbuch an den Finanzmärkten – alte Gewissheiten gelten nicht mehr

Das erste Börsenhalbjahr 2024 liegt hinter uns und nicht wenige erfahrene Börsianer stellen sich die Frage, warum es so positiv verlief. Nach allen historischen Erfahrungen hätten die nicht erfüllten Zinssenkungshoffnungen, die zähe Inflation und die global schwächelnde Wirtschaft die Kurse eher drücken müssen.

Dabei übersehen sie, dass sich wichtige Parameter in den letzten Jahren grundlegend verändert haben. Wir stehen aus mehreren und in dieser globalen Dimension historisch einmaligen Gründen vor einer dauerhaften Entwertung unseres ungedeckten Papiergeldes:

Die globale Verschuldung ist weltweit irreversibel aus dem Ruder gelaufen und steigt inzwischen exponentiell. So betrugen z.B. die Staatsschulden in den USA noch im Jahr 2000 rd. 6 Billionen US$, 2016 waren es schon 21 Billionen US$ und derzeit liegen wir bei 35 Billionen US$. Das Congressional Budget Office, das Haushaltsbüro der USA, prognostiziert für das Jahr 2024 eine Verschuldung von 50,7 Billionen US$. Allein die Zinslast auf diesen Schuldenberg wird einen erheblichen Teil der US-Steuereinnahmen verschlingen. Diese astromischen Zahlen haben für sich alleine noch keine hinreichende Aussagekraft. Setzt man diese aber ins Verhältnis zu Wirtschaftsleistung, dann sind die USA derzeit mit rd. 130 % des Bruttosozialproduktes (GDP) verschuldet und damit höher, als im 2. Weltkrieg und jemals zu Friedenszeiten.

Während die USA mit der Neuverschuldung zumindest auch ihre Wirtschaft unterstützen (u.a. Inflation Reduction Act, Chips Act), sieht es in anderen Teilen der Welt noch schlimmer aus. Chinas Schulden sind ebenfalls exorbitant und entstanden zu erheblichen Teilen aus sinnlosen Infrastrukturprojekten. In Europa und besonders in Deutschland explodieren die Kosten für den Sozialstaat, die Schulden sind hier konsumtiv und nicht investiv und nutzen damit in keiner Weise dem Wirtschaftsstandort. Der Exodus der deutschen Industrie ins Ausland hat längst begonnen, wir müssen politisch dringend umsteuern.

Die Inflation wird in der nächsten Dekade ein dauerhafter Begleiter sein. Auch wenn sich die Geldentwertung zuletzt etwas abgeschwächt hat, erwarten die Märkte aus guten Gründen eine weitere Inflationswelle. Es zeichnet sich eine sog. Lohn-Preis-Spirale ab, die jüngere Generation kann höhere Löhne durchsetzen und mit dieser steigen durch Überwälzung der Lohnkosten auf den Endverbraucher die Preise, was wieder höhere Lohnforderungen nach sich zieht. In vielen alternden Gesellschaften steigen die Kosten für Gesundheit und Rente. Global hat ein Ressourcennationalismus begonnen, für die Wirtschaft der Zukunft sind wichtige Rohstoffe unverzichtbar und der globale Süden ist nicht mehr bereit, diese wie in der Vergangenheit zu Niedrigpreisen abzugeben. Die Militärausgaben werden ebenso wie die Ausgaben für Infrastruktur erheblich steigen. Das Geld dafür kann nur über neue Schulden, die strukturell immer inflationstreibend sind, kommen.

Die Zinsen müssten bei gesunden Finanzmarktverhältnissen eigentlich steigen, um die Inflation einzudämmen. Aber schon jetzt zeichnet sich ab, dass selbst die USA Zinssenkungen nicht vermeiden können. Die Verschuldung kann nur noch „gemanagt“ werden, in dem man diese real entwertet, d.h. man lässt die Inflation bewusst laufen und hält den Zinssatz unterhalb der Inflationsraten. Viele Banken sitzen auf faulen Krediten (u.a. aus dem Immobilienmarkt) und auf nicht realisierten Kursverlusten festverzinslicher Wertpapiere. Eine zu restriktive Zinspolitik würde das globale Finanzsystem gefährden, die sozialen Folgen wären verheerend.

Die Großanleger sehen also weitere Geldentwertung, höhere Schulden und ein gefährdetes Finanzsystem mit latent instabilen Banken. Wenn also die einzige verbliebene Lösung darin besteht, immer mehr Geld aus dem Nichts zu drucken, dann wird dieses Geld sicherlich nicht werthaltiger. Die Flucht in Sachwerte hat längst begonnen, deshalb steigen zeitgleich Aktien und Edelmetalle. Diesem Trend sollten Sie folgen.

Angesichts rekordhoher Indexstände an vielen Börsen muss man sich aber die Frage stellen, ob man unbesehen jeden Sachwert kaufen sollte. Allein die aufgeführten Angstargumente reichen jedenfalls nicht aus, um blind jede Aktie zu kaufen und künftig erfolgreich an der Börse zu sein. So sehen wir speziell bei US-Technologieaktien inzwischen eine deutliche Überbewertung und empfehlen hier Verkäufe.

Es gibt aber eine Vielzahl von Aktienklassen, an denen die großen Geldflüsse der letzten Jahre vorbei gegangen sind und die im historischen Vergleich sogar extrem günstig sind. Dazu zählen u.a. Rohstoffaktien, die in den nächsten Jahren von der unverzichtbaren Energiewende profitieren werden. Die nachfolgende Grafik (Quelle: Internationale Energieagentur) zeigt vergleichend die Rohstoffbedarfe für nachhaltige Transport- und Kraftwerkstechnologie zu der bisher verwendeten konventionellen Technik:

So benötigt ein Elektroauto durchschnittlich 54 kg Kupfer und insgesamt mehr als 200 kg Rohstoffe, während ein Verbrenner mit einem Sechstel der Rohstoffe auskommt. (Grafik oben) Eine Offshore-Windkraftanlage braucht 8 Tonnen Kupfer und große Mengen Zink, während ein Kohle- oder Gaskraftwerk einen Bruchteil davon benötigt. (Grafik unten). Weltweit wird aufgrund des Klimawandels schon jetzt und noch mehr in Zukunft in die Energiewende investiert. Die daraus resultierende Nachfrage nach Rohstoffen trifft in vielen Bereichen auf ein unelastisches Angebot, d.h. die Angebotsmenge kann nicht aus dem Stand nach oben gefahren werden. Der Ausgleich kann nur über den Preis stattfinden, wir sehen z.B. für Kupfer erhebliches Potenzial in der nächsten Dekade. Rohstoffaktien sind immer noch günstig, noch hat der Markt das Potenzial dieser Branche nicht ansatzweise eingepreist.

Eine weitere unterbewertete Anlageklasse sind die europäischen Small- und Midcaps. Dazu zählen Unternehmen, die in ihrer jeweiligen Nische oft sogar Weltmarktführer sind, die Preisüberwälzungsspielräume haben und seit Jahren stabile Cash-Flows. Viele dieser Aktien werden seit Jahren vom Markt abgestraft aus Angst vor einem wirtschaftlichen Untergang Europas. Obwohl wachstumsstark, notieren viele Titel bei einstelligen Kurs-/Gewinnverhältnissen. Wir sehen hier klare Kaufkurse.

Auch Edelmetalle haben trotz der zuletzt erreichten Höchststände noch erhebliches Potenzial. Zunächst gilt „Gold ist das bessere und ultimative Geld“, daher stocken Notenbanken seit Jahren ihre Goldbestände kontinuierlich auf. Dieser Trend wird anhalten und Preise von weit über 3.000 US$ je Unze sind in den nächsten Jahren mehr als wahrscheinlich.

Eine besondere Opportunität bilden aber die Goldaktien. Die beiden nachstehenden Grafiken zeigen auf, warum wir von hervorragenden Kaufchancen ausgehen:

Während der Goldpreis (gelb) stetig gestiegen ist, notieren die Goldaktien gemessen am Goldminen-Index HUI (blau) immer noch 58 % unter dem Höchststand von 635,04 Punkten vom 8.08.2011.Bis 2011 verhielten sich Goldpreis und HUI weitgehend parallel, seither laufen die Aktien hinterher. Wir gehen davon aus, dass diese Schere zumindest teilweise geschlossen

Der Auslöser für überproportional steigende Goldminenkurse wird die Margenexpansion sein. Während die Kosten (blau) zuletzt eher rückläufig waren, ist der Goldpreis und damit der Gewinn je geförderter Unze (gelb) deutlich gestiegen. In den nächsten Tagen kommen die Ergebnisse der Goldförderer für Q2/2024, der Verkaufspreis je Unze wird bei Ø 2.300 US$ liegen. Das könnte bereits die Initialzündung für ein Comeback sein.

Weitere unterbewerte Aktienkategorien befinden sich am asiatischen Markt, so sind chinesische Aktien extrem günstig. Und erste Profis setzen bereits auf börsengehandelte Immobilienaktien und REITS, die sich auch wieder erholen werden.

Investieren Sie diversifiziert in günstig bewertete Sachwerte und folgen Sie den Profis. Unser überschuldetes System wird nicht dauerhaft Bestand haben. Mit vermeintlich sicheren und guten Zinsangeboten werden Sie in den nächsten Jahren auf der Verliererseite stehen. Gerne beraten wir Sie bei der für Sie geeigneten Strategie, die wir in einem Beratungstermin persönlich besprechen können.

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